LHL besichtigt "Wald des Jahres 2022"

Lernen-Helfen-Leben e.V. (LHL) ist normalerweise bekannt für seine Projekte der Entwicklungszusammenarbeit in Afrika. Doch diesmal lud LHL zu einer Exkursion in den „Wald des Jahres 2022“ nach Bassum ein.

Der dortige sogenannte Erdmannswald ist hochinteressant, auch für Aufforstungen im Ostkongo, wie Forstdirektor Carsten Schröder aus Göttingen während der Busfahrt von Diepholz nach Bassum den Teilnehmern erläuterte, weil der Förster Erdmann im 19.Jahrhundert in Bassum die gleiche Situation vorfand, die wir heute im Ostkongo haben, wo LHL seit über 15 Jahren Aufforstungen unterstützt. In den dortigen Hochlagen (bis 3.000m) gedeiht bisher fast nur eine Kiefernart, die Nadeln abwirft und den Boden versauert.

All dies hat Förster Erdmann im 19. Jahrhundert auch in Bassum vorgefunden und dem Wald dort eine Radikalkur verordnet: Zwischen die Kiefern wurden eine Fülle von anderen Baumarten, ins­besondere die heimische Buche gepflanzt und seither ist dort ein Mischwald entstanden, der heute, in Zeiten des Klimawandels, viel widerstandsfähiger ist als Monokulturen – und deshalb wurde der Erdmannwald auch zum „Waldes des Jahres 2022“ auserkoren.

Revierförster Uwe Niedergesäss von der niedersächsischen Forstverwaltung führte die Gruppe aus Diepholz mit weiteren Teilnehmern, die aus ganz Deutschland ange­reist waren und konnte überzeugend darlegen, weshalb „sein“ Wald bisher in der Lage war, den Herausforde­rungen durch die Extremwetterlagen ganz gut standzuhalten. Die Teilnehmer lernten ganz viel aus der Arbeit der Försterei, die 1875, als Förster Erdmann nach Bassum kam, noch zu 85% einen Kieferbestand zu bewirt­schaften hatte, während heute eine Vielfalt an Baumarten den „Erdmannswald“ bilden und nur noch 5% Kie­fern: fast die Hälfte sind Eichen und Buchen, 20% Lärchen, 8% Douglasien, die vermutlich besonders klima­resistent sind, 14% Fichten und einige andere Arten. Der Wald muss bewirtschaftet werden, wie Förster Nie­dergesäss der Gruppe aus Diepholz erläuterte, aber zwischen 10 und 20% der Fläche werden so behandelt als ob sie unter Naturschutz stünden. Dadurch zeigt sich dem Besucher ein äußerst „lebendiger“ und vielfäl­tiger, ja gesunder Wald. Das ist heute auch in Deutschland nicht mehr selbstverständlich.

 

Die Tagung wurde gefördert von der Agenda21 in Diepholz, sie fand in Kooperation mit dem Verein Niedersächsischer Bildungsinitiativen e.V. statt und wurde vom BMZ gefördert.